Frankreichfest: Die Côte d’Azur liegt am Rhein

Natürlich fand die französische Salami fand ihre Liebhaber

Im Fahrerlager am Burgplatz war morgens um halb elf schon so viel Wasser weggetrunken worden wie in den vergangenen Jahren an zwei Veranstaltungstagen. Die neunte Oldtimer-Ausfahrt „Tour de Düsseldorf“, die alljährlich zum Frankreichfest startet, war an dem bisher heißesten Tag in diesem Jahr eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Und da half auch keine Klimaanlage. Schließlich stammen die 150 französischen Oldtimer, die am Samstag auf die 120 Kilometer lange Tour durch Düsseldorf und den Kreis Neuss geschickt wurden, aus einer Zeit, als Abkühlung noch Sache der Natur, in diesem Fall des Fahrtwindes, war.

Sigrid Swertz und ihr Mann Ulrich aus Moers waren mit einem Renault Alpina aus dem Jahr 1975 am Start. Tief in die Sportsitze geklemmt meisterten sie die Tour mit Würde. „Es war wahnsinnig heiß“, erzählte sie bei ihrer Rückkehr. „Ich hatte das Gefühl, wir haben noch nie an so vielen roten Ampeln gestanden.“ Dennoch hatte ihnen, wie auch den übrigen Teilnehmern, die Streckenführung außerordentlich gut gefallen. Vor allem die vielen kleinen Nebenstraßen, die Mittagsrast am Schloss Hülchrath und die Rhein-Überfahrt mit der Fähre in Zons. Familie Angermann, mit einem Peugeot 504 Cabrio aus dem Taunus angereist, lernte auch noch den Kaarster See kennen: „Die Kinder wollten unbedingt ins Wasser. Da haben wir dort einfach einen Zwischenstopp eingelegt.“

Das ist echtes „savoir vivre“: Bernadette und Karl Getto aus Saarlouis machten es sich nach der Oldtimer-Ausfahrt direkt am Rheinufer gemütlich. RP-Fotos: Busskamp

Weil die Oldtimer bei der Hitze nicht ganz so schnell fuhren und die Pausen ausgiebiger genutzt wurden, trudelten sie erst gegen 17.30 Uhr wieder am Burgplatz ein. Und ließen sich standesgemäß von den vielen Frankreichfest-Besuchern und Oldtimer-Fans bestaunen. Bernadette und Karl Getto richteten sich hinter ihrem schwarzen Citroen CV 11 von 1954 häuslich ein. Ein Picknicktischchen, fein dekoriert mit französischer Flagge, darauf gekühlter Champagner, im Hintergrund die Abendsonne, die den Rhein golden glitzern ließ und die Gettos ins Schwärmen brachte: „Das ist sehr reizvoll hier in Düsseldorf. Es ist wie Urlaub für uns, ein wenig wie Côte d’Azur am Rhein.“

Mit dieser Wertschätzung ließen sich auch Temperaturen von 38 Grad und mehr besser ertragen. An den langen Tischen, die wie jedes Jahr an der Rheinuferpromenade aufgestellt waren, machten die Frankreichfest-Besucher ausgiebig mediterrane Siesta. Dabei stand allerdings nicht das Essen im Vordergrund. Viele hatten nur Getränke bestellt. Wasser natürlich, aber auch Cidre, Weißwein – und – kaum zu glauben – Absinth. Ursula Parry saß mit Freunden unter Bäumen an der Rheinuferpromenade und ließ sich französischen Weißwein schmecken. „Wir gehen jedes Jahr hierher“, erzählte sie. „Wir lieben das Frankreichfest.“

Bei den Händlern wurde die Liebe zum Fest allerdings auf eine harte Probe gestellt. Im Crêpe-Wagen herrschten unmenschliche Temperaturen – angefeuert durch die 200 Grad warme Herdplatte. Nebenan, im umgebauten Citroên-Lieferwagen des „Grillaurant Royal“, mussten die Mitarbeiter zwischen Elsässer und Toulouser Würstchen schwitzen. „Wir stellen uns auf eine lange Nacht ein“, hieß es überall. Schon am Freitag hatten sich die Liebhaber all der französischen Spezialitäten auf einen Mitternachtseinkauf verlegt. So sollte es auch Samstagnacht sein.„Die Stimmung war gut unter den Händlern“, resümierte der Sprecher der Destination Düsseldorf, Boris Neisser, zum Abschluss des Festes am Sonntag. Auch wenn der Besucherrekord nicht eingestellt werden konnte: „Es war tagsüber einfach zu heiß.“ 50 000 Frankreich-Freunde kamen immerhin und hielten in bester französischer Manier, fröhlich und entspannt, durch. Was übrigens auch für die Oldtimer galt: Es gab trotz der Hitze nur zwei Ausfälle. Ein dritter wurde nicht gezählt: Angela und Horst Klippel aus Ratingen waren unterwegs mit einem Renault Floride von 1964. In Meerbusch streikte plötzlich die Benzinpumpe. Doch die Klippels wollten unbedingt weiterfahren, holten zu Hause ein Ersatzgerät, bauten es auf der Strecke ein und kamen glücklich ins Ziel.

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