Flughafen Düsseldorf: Einmal Besucherterrasse, Flieger gucken!

 

Der Tag, besser gesagt, das Wetter, kann noch so trüb sein, die Stimmung hellt sich meist schlagartig auf beim Betreten des Abflugterminals am Flughafen. Durch die gro- ßen Scheiben in Deckenhöhe f ließt beständig Licht, das irgendwie immer Sonnenschein vermittelt, selbst wenn es draußen Bindfäden regnet. Die Wahrheit ist aber wohl: Mit dem Flughafen lassen sich wunderbar ferne Welten und Weiten voll unbegrenzter (und natürlich nur sonniger) Möglichkeiten assoziieren.

Von Amsterdam bis Zürich, von Thessaloniki bis Toronto, von München bis Moskau reichen die Reiseziele an diesem Tag. In den Morgen- und Mittagsstunden geht fast alle fünf Minuten eine Maschine oder es kommt eine rein. Wer beim Blick auf die Anzeigetafeln nicht ins Träumen gerät, ist nur entschuldigt, wenn er unter Flugangst leidet. Und wer sich seinem Fernweh noch ein bisschen intensiver hingeben will, ist hier erst am Anfang.

Vom Terminal geht es über eine Rolltreppe hinauf, am Reisemarkt vorbei – Vorsicht, Spontanbuchungen sollten mit dem persönlichen Terminkalender oder dem des Chefs in Einklang zu bringen sein – bis zur Besucherterrasse, die vor allem an Sommertagen und Wochenenden reich bevölkert ist. Hier ist der Flugbetrieb auf dem Vorfeld hautnah mitzuerleben. Kofferwagen, Tankfahrzeuge, Einweiser, Catering-Lieferanten – alle arbeiten Hand in Hand nach dem Takt, den der Flugplan vorgibt.

Gerade ist eine Triple Seven der Fluggesellschaft Emirates gelandet. Die Linie ist dank ihrer goldenen Namensbeschriftung und der einzigartigen Farbkombination der Marke schnell ausgemacht. Für die Typbezeichnung benötigt der Flughafen-Laie allerdings Hilfe. Triple Seven ist was für Fortgeschrittene: Gemeint ist damit eine Boeing 777. Die gibt es am Düsseldorfer Flughafen nicht am Fließband und des- halb richten sich die Augen der Zuschauer auch intensiv auf das Treiben rund um die Maschine.

Tonnenschwer, majestätisch leicht

Gleichermaßen begehrt sind auch Starts und Landungen des Airbus 330 oder 340. Und wer sich auskennt, weil er den Flugplan studiert hat, und sich im Internet informiert hat, weiß: Die noch bessere Sicht auf die Maschinen gibt es von der kleineren Besucherterrasse am Fernbahnhof, der vom Terminal mit dem Sky-Train zu erreichen ist. Hier beginnt die Südbahn. Hier nehmen die großen Vögel ordentlich Anlauf und heben Richtung New York und Toronto ab – mit dröhnenden Triebwerken, tonnen- schwer und dennoch majestätisch leicht – direkt vor der Nase des Zuschauers – und vor der Linse der Fotografen. Der Motorenlärm gräbt sich in die Magengegend, nicht un- angenehm, eher anregend. Der Wind wühlt sich unter die Jacke und durch die Haare, das Gedächtnis ruft sofort Fragmente des unvermeidlichen Reinhard-Mey-Klassiker ab: „Wind Nord-Ost, Startbahn 03, bis hier hör ich die Motoren (...), schillernd wie ein Regenbogen (...), ich wär gern mitgeflogen.“

Die Maschine hebt ab – der Sonne entgegen. Otto Schreiber ist unten geblieben. Und noch eine Handvoll so genannter Planespotter: Männer, in aller Regel sind es Männer, die jede Flugbewegung kennen, oder zumindest für jede Flugbewegung eine Erklärung haben. „Den A 380 habe ich vorhin gesehen“, erklärt Schreiber, der mit Fernglas, Kamera und Notizbüchlein, das akribisch alle aktuellen Flugdaten auflistet, bewaffnet ist, und vor der Fensterfront der Terrasse Platz genommen hat. Dass der A 380 gar nicht in Düsseldorf landet, ist für ihn jetzt mal nebensächlich. Denn Schreiber hat viel weitreichendere Informationen: „Der flog gerade über uns weg von Dubai nach London Heathrow.“

Wie an einer Schnur gezogen, reigen sich große Charter- und kleine Geschäftsmaschinen aneinander. „Sonntag ist hier Michael Schumacher abgeflogen“, erklärt einer der anderen Planespotter. „Mit einer Gulfstream.“ Die Typbezeichnung kennt er – logisch – auch: D-IKEL.

Wer wissen will, welche Maschine wo hinfliegt, welche ausfällt, und welche erwartet wird, kann sich auf Otto und seine Kumpel verlassen. Er kann sich aber auch im Flughafen mit den dort ausgelegten Flugplänen aushelfen. Oder sich eine App aufs Mobiltelefon laden, die die weltweiten Flugbewegungen in Echtzeit dokumentiert. Damit jeder, der unten ist, weiß, was oben passiert, über den Wolken, dort, wo die Freiheit grenzenlos ist.

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