Christinen Brunnen fordert Schutz des Naturparks Teutoburger Wald
Umstrittene Erdgasfördermethode Fracking
Verlockend waren schließlich bisher die Prognosen, die die neue Technologie verspricht und die die westlichen Industriestaaten unabhängiger von Öl- und Gaslieferanten machen sollte. Doch die Umweltfolgen, warnen Kritiker, sind kaum erforscht, und in den USA reißt die Euphorie und Goldgräberstimmung bereits an manchen Stellen wieder ab, weil längst nicht so viel Öl und Gas aus den Gesteinen gefördert werden konnte, wie erwartet und die Preise im freien Fall sind.
Christinen Brunnen-Geschäftsführer Carsten Heß bezieht deshalb - und unabhängig von inzwischen laut werdenden Stimmen in den Regierung sparteien nach vorgeschalteten Umweltverträglichkeitsprüfungen - klar Stellung gegen die drohende Fracking-Freigabe in Deutschland und verlangt nicht nur den notwendigen Schutz für sein Unternehmen sondern für die gesamte Region mit ihrer Millionen Jahre alten Naturlandschaft, mit ihren Bächen, Flüssen, Seen und ihren vielen Mineral- und Heilquellen.
Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit Druck in den Boden gepresst, um Gesteinsschichten aufzubrechen. Das Ziel: Erdgas freizusetzen. Teilweise werden dabei pro Bohrloch zwischen 200 000 und 400 000 Liter Chemikalien in die Erde gepumpt. Und genau in dieser Technik liegen aus Sicht des Unternehmens unüberschaubare Risiken. Heß: „Niemand kann mit Sicherheit ausschließen, dass durch die Methode Risse oder Löcher im Gestein entstehen. Aber schon das Eindringen geringster Mengen toxischer Fracking-Flüssigkeiten kann die ursprüngliche Reinheit des natürlichen Mineralwassers und damit unseren gesamten Betrieb gefährden.“ Warum? Das Mineralwasser wäre ein für alle mal verseucht. Anders als bei Trinkwasser darf natürliches Mineralwasser nämlich nicht aufbereitet werden. Einmal mit Fracking-Chemikalien belastet, verliert es dann seine amtliche Anerkennung als reines Wasser.
Gefahr für das gesamte System
Und Heß geht noch einen Schritt weiter: Was die Mineralbrunnen in ihrer Existenz bedrohen könnte, dürfte auch für das Ökosystem und die Umwelt, ja letztlich für die gesamte Region, nicht minder gefährlich sein. Eine verheerende Zukunftsvision: Das mächtige Tiefenwasser- und Heilwassersystem der Region ist gekennzeichnet durch Verkarstung und Hohlräume. Bohrrisiken und Schadensfälle bei der Erkundung und Gewinnung der noch unerschlossenen Gaslagerstätten sind aus Sicht von Experten programmiert. Sowohl an der Oberfläche als auch in hunderten Metern Tiefe können Unfälle oder defekte Bohrlöcher nicht ausgeschlossen werden.
Der Diplom Geologe und Hydrogeologe Frank Schmidt aus Bielefeld kommt nach eingehenden Untersuchungen der Beschaffenheit der Naturlandschaft Teutoburger Wald zu einem eindeutigen Ergebnis: „Eine risikofreie Erschließung ist nicht realistisch.
Vor dem Hintergrund all dieser Risiken gibt es für das Traditionsunternehmen Christinen Brunnen nur einen Weg: Verantwortung für den Standort und die Region übernehmen. „Hunderttausende Menschen sind hier von Wasser und Trinkwasser, von Natur und Tourismus abhängig. Wir müssen nachhaltig und umsichtig mit unseren Ressourcen umgehen“, warnt Heß
Seit knapp 50 Jahren fördert Christinen Brunnen sein 24.000 Jahres altes natürliches Mineralwasser aus einer Quelltiefe von über 400 Metern. Die besonderen geologischen Gegebenheiten der Naturparkregion Teutoburger Wald, der vor 30 Millionen Jahren entstanden ist, garantieren absolute Reinheit des Wassers für den Endverbraucher und eine einzigartige Mischung aus Mineralien und Spurenelementen.
Kein Grund für ein schnelles Gesetz
Die Erdgasfördermethode Fracking könnte die Naturlandschaft des Teutoburger Waldes nachhaltig zerstören, da sind sich die Gegner sicher. Geologe Schmidt hält eintretende Schäden für nicht reversibel. Und Carsten Heß erklärt stellvertretend für alle Unternehmen vom Mineralbrunnen über die Kurbäder bis hin zu den Stadtwerken, die von der Förderung des Wassers und von seinen gesundheitsfördernden Eigenschaften leben: „Die Politik darf die vielen ungeklärten Fragen und Mahnungen nicht ignorieren.“
Die Bundesregierung hatte ursprünglich vor, noch in diesem Sommer ein Gesetz auf den Weg bringen, das Fracking grundsätzlich erlaubt und die Bedingungen festlegen sollte, unter denen die Technologie in Deutschland künftig eingesetzt werden darf. Doch die Verabschiedung bis zur Bundestagswahl ist derzeit nicht sehr wahrscheinlich. Heß ist froh über das Einlenken vieler Politiker: „Es gibt wirklich keinen Grund, das Gesetz bis zur Bundestagswahl auf Biegen und Brechen noch schnell durchzuziehen.“
Dennoch bleibt er skeptisch und kämpferisch, will weiterreichende Verbote durchsetzen: Zuletzt sah die Politik ein Fracking-Verbot für Wasserschutzgebiete vor, eine ganze Region mit vielen Mineralbrunnen und Trinkwasserquellen aber sollte ungeschützt bleiben. Ein Szenario, das nicht nur für den Teutoburger Wald sondern für ganz Deutschland Folgen hätte, wie der Verband Deutscher Mineralbrunnen in einer aktuellen Umfrage herausfand. Von 500 erfassten Mineralquellen werden 457 Quellen weder durch die bestehende Gesetzeslage noch durch die derzeitigen Entwürfe geschützt.
Für Heß ist deshalb klar: „Wir fordern mit unserem Verband natürlich neben Trinkwassergebieten auch einen gesetzlichen Schutz von Mineral-und Heilquellen und ihren Wassereinzugsgebieten über und unter der Erde.“ Der war sogar schon einmal im Gespräch, wie Heß unterstreicht: „Ein Beschluss der FDP-Bundestagsfraktion von Ende Januar 2013 sowie Eckpunkte der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP enthielten ausdrücklich die Forderung, den Schutz von Mineralquellen sicherzustellen. Wie es dazu kommen konnte, dass das zwischenzeitlich völlig ignoriert wird, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Unterstützung von vielen Seiten
Zahlreiche Gutachten von unterschiedlichen Auftraggebern beschäftigen sich seit Monaten mit möglichen Risiken des Frackings. Und so bekommt Heß neben dem Verband der Mineralbrunnen unter anderem auch Zustimmung vom Deutschen Brauerbund, der um die Reinheit seines Brauwasser fürchtet, und auf die Risiken für Umwelt und Mensch hingewiesen hat. Und auch das Misstrauen der in den möglichen Förderregionen betroffenen Menschen gegenüber der neuen Technologie ist groß. Rund um Talsperren, Stauseen und Trinkwassergebiete haben sich landesweit Bürger-Initiativen gegründet, die gegen die geplanten Regelungen der Bundesregierung demonstrieren.
Heß freut sich über so viel Engagement und ruft alle zum gemeinsamen Widerstand gegen Fracking auf: „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen wieder den richtigen Stellenwert bekommt."
Auch wenn die Bundesregierung das Thema bis zur Bundestagswahl nicht mehr anpacken will: Es könnte politisch ein heißer Sommer werden – schon deshalb sollten wir das Thema Wasser sehr ernst nehmen.