Boris-Becker-Tag im Rochusclub

Boris Becker bei seiner Ankunft im Rochusclub

Auch wenn sein größter Erfolg, der erste Wimbledon-Sieg, schon 25 Jahre zurückliegt: Boris Becker ist und bleibt die deutsche Tennis- Legende. Einer, nach dem sich je- der umdreht. Einer, der keine ruhige Minute hat, wenn er einen öffentlichen Raum betritt. Gestern kam Becker aus seiner Wahlheimat London, um dem Rochusclub und der Tennis-WM einen Besuch abzustatten. Dass er dabei vom Tennis nicht allzu viel mitbekam, lag in der Natur der Sache. Becker ist ein Pfund, mit dem es sich wuchern lässt. Ein Termin jagte den nächsten. Aber Becker blieb entspannt, schließlich fielen die meisten der Begegnungen ja in die Rubrik „angenehm“.

Alte und neue Freundschaften

Um 11.05 Uhr nimmt ihn der Chef der Spielerbetreuer, Conny Franke-Prasse, auf dem VIP-Parkplatz am Rochusclub in Empfang. Boris, leger gekleidet mit Jeans, blauem Shirt, grau-gemustertem Blazer und dunkler Sonnenbrille, erkennt das Urgestein des World Team Cups sofort. „Alle Jahre wieder!“, lacht er. Zunächst geht es in die Player’s Lounge zur kurzen Begrüßung der vielen alten Bekannten aus dem Tenniszirkus. „Ich bin ein großer Fan des Turniers“, erklärt Becker später am Court 6, wo gerade die Bryan-Brüder mit zwei RP-Lesern im Doppel gespielt haben und Becker die Siegerehrung übernimmt. „Im Rochusclub sind über die Jahre viele Freundschaften entstanden.

„Gipfel des Glücks“: Josefine Stemmer (88) trifft zum ersten Mal in ihrem Leben Boris Becker. RP-Foto: Gabriel

Eine möglicherweise neue ergibt sich dann gleich beim nächsten Termin. Becker trifft Josefine Stemmer, mit 88 Jahren der vermutlich älteste Fan an diesem Becker-Tag. „Ich bin natürlich in den achtziger Jahren auch nachts aufgestanden, um Tennisübertragungen mit Boris zu sehen“, erzählt die alte Dame. Doch live war sie ihm bis gestern nie begegnet. Ihr Enkel Dirk Stemmer schaffte Abhilfe und besorgte Karten für den World Team Cup. Und Boris Becker lässt es sich nicht nehmen, auf dem Court ein kleines Schwätzchen mit Josefine zu halten und ein Autogramm zu geben. „Er war so, wie ich ihn mir vorgestellt habe“, schwärmt die fitte Seniorin hinterher. Und hat auch schon ein „Date“ fürs nächste Jahr mit ihm ausgemacht. „Er hat mir gesagt, dass er dann wieder in den Rochusclub kommen will!“

Zur Massage und aufs Podium

Für Becker geht das Programm weiter. Kleiner Zwischenstopp beim zweiten W TC-Urgestein, Masseur Gerd Zilger. Der freut sich riesig, Boris wiederzusehen – und muss gleich helfen. „Muskelverspannung. „Boris wollte eine Beinmassage“, so Zilger. Gesagt, getan – so wie damals, als Becker noch Spieler war. Dann geht’s zum Essen in den VIP-Bereich: Spargel mit Seelachs, danach gemeinsam mit seinem alten Doppelpartner Eric Jelen, der seit Jahren das Organisationsteam des World Team Cups unterstützt, zu einem kleinen Gesprächsaustausch über die Anlage und wieder zurück in die VIP- Lounge.

Um 15 Uhr nimmt ihn Turnierdirektor Dietloff von Arnim dann mit aufs Podium zur Pressekonferenz. Becker ist einer, der wird zu allem befragt. Und so redet er also übers Pokern („Bluffen gehört zum Leben“), über Fußball und das Foul an Michael Ballack, („Das war mit An-sage auf den Knöchel. Sein Ausfall ist eine Katastrophe“). Den Zustand des deutschen Tennissports bezeichnet er zum Schluss als „Tal der Tränen“, was von Arnim charmant abzufedern versucht: „Dass Boris hier ist, empfinden wir allerdings als Gipfel des Glücks.“

Doch jeder Glücksgipfel endet mal – der mit Boris etwas jäher als ursprünglich geplant. Die „Fair Play Trophy“ sollte Becker am frühen Abend noch überreichen. Doch das letzte Einzel des Tages im Rochusclub dauert zu lange. Boris mussum 17.30 Uhr weg, den Flieger erwischen. Immerhin ringt vom Arnim ihm vorher noch eine Zusage ab: „2011 bin ich wieder da. Gebont!“

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