boot: Mit Rückenwind ins Jahr 2012
Von ruhigem Fahrwasser war die Wassersportbranche im Jahr 2011 so weit entfernt wie der Pinguin vom Nordpol. Das hatte in erster Linie mit den politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten zu tun, die das vergangene Jahr Europa und der Welt bescherte.
Von Düsseldorf werden nun wieder positive Signale gefunkt. In der kommenden Woche beginnt die weltgrößte Wassersportmesse boot – und sie startet trotz aller Krisen mit leichtem Rückenwind. „Wir sind hochzufrieden mit dem jetzigen Stand“, verkündete Messechef Werner M. Dornscheidt und betonte, dass nahezu alle Bootsmessen auf der Welt rückläufig gewesen seien, während die boot Düsseldorf 2012 sogar drei Prozent Zuwächse bei den Ausstellerzahlen und ein leichtes Plus von rund 800 Quadratmetern bei der vermieteten Fläche aufweisen könne. Dass das im Vergleich zum Vorjahr nicht selbstverständlich ist, belegte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Wassersportwirtschaft (BVWW), Jürgen Tracht, mit den Ergebnissen einer Konjunkturbefragung. „Der Start ins Jahr mit der boot 2011 war perfekt. Bis zum Sommer lief das Geschäft toll. Doch im zweiten Halbjahr konnten die Erwartungen nicht mehr erfüllt werden.“ Am Ende des Jahres reichte es im Bootsbau zwar immer noch für Zuwächse im zweistelligen Bereich gegenüber dem Vorjahr 2010, aber verglichen mit den Spitzenjahren 2006/2007 liegt die Produktion derzeit bei etwa 65 Prozent.
Hoffen auf guten Messeverlauf
Die Unsicherheiten an den Märkten, der schlechte Sommer und nicht zuletzt die Unruhen in den arabischen Ländern machten der Wasserportbranche 2011 zu schaffen. Den Tauchsportbereich traf es massiv. „Im Februar 2011 sind wir jäh heruntergerissen worden“, er- klärte Werner Thomaier, Vorsitzen- der des Tauchsport-Industriever- bandes (tiv). Ägypten war bis dahin die Hauptdestination für Taucher. Während der Revolution im Früh- ling gingen die Buchungen gegen Null. Aufs Gesamtjahr 2011 gerech- net musste die Tauchsportbranche einen geschätzten Rückgang von acht Prozent verkraften.Dennoch hatten die drei Herren keinen Zweifel daran, dass die boot auch 2012 ihrem Ruf als Primus der Branche gerecht werden könne. „Gemeinsam mit den weit über 900 deutschen und 670 internationalen Ausstellern setzen wir nun auf einen guten Messeverlauf“, betonte Dornscheidt. Rund 250 000 Gäste werden erwartet, davon zieht die boot im Schnitt 50 000 Besucher aus aller Welt an. Die dürfen sich neben all den Angeboten von Angeln bis Surfen auch auf eine wieder größere Anzahl an Luxusyachten freuen. „Die Halle 6 sieht wieder deutlich anders aus“, unterstrich der Projektleiter der boot, Götz-Ulf Jungmichel. Bedeutende Aussteller wie Azimut, Fairline und Drettmann, die im vergangenen Jahr gar nicht oder nur mit Imageständen vertreten waren, bringen diesmal wieder eigene Yachten mit.
Wohin die Reise auf dem Boots- markt führen wird, bleibt allerdings abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa. Die Nach- frage nach Superyachten ist nach wie vor zurückhaltend. Neueinkäufe sind seltener geworden, dafür ist der Gebrauchtbootemarkt voll. Sorgenvoll blickt die Branche auf die Schuldenkrise in Italien, Spanien und Portugal. „Je größer die Schiffe werden, desto schwieriger sind sie zu verkaufen“, so Tracht. Dabei böten sich renommierte und hoch- wertige Boote gerade jetzt als stabile Wertanlage an.